Heilstätte Harzgerode


Die Heilstätte Harzgerode wurde 1928–1931 im Stil des Neuen Bauens errichtet. Von 1931 bis 1998 wurden hier zunächst Tuberkulose, später auch andere Lungenleiden von Kindern behandelt. Das Gebäudeensemble umfasst das Hauptgebäude, eine Gärtnerei, zwei Ärztewohnhäuser, die Chefarztvilla, eine Isolationsstation, ein Schulgebäude, sowie ein Torhaus. Luft und Sonnenlicht sollten die Kinder jener Zeit von ihren Lungenleiden heilen. Verspielte Formen, wie zum Beispiel runde Fenster und Räume, kunstvoll geätzte Scheiben und geschwungene Formen, kindliche Leichtigkeit in einen schlichten Funktionsbau bringen. Charakteristisch für die Heilstätte sind die langen Balkone vor den Patientenzimmern an der Süd- und Ostseite des Gebäudes, welche durch bodentiefe Fenster auch für bettlägerige Kinder zu erreichen waren. Die beiden Bettenflügel Süd und Ost sind in der Mitte durch einen vierseitigen Zentralbau verbunden, in dem sich die Funktionsräume befanden. Die Heilstätte bot Platz für 150 junge Patienten und 150 Angestellte, welche zu großen Teilen auf dem Gelände wohnten. In zwei Operationssälen wurden Lungenoperationen durchgeführt. Bis in die 1990er Jahre spielten nach wie vor Licht und Luft eine große Rolle bei der Heilung der Lungenleiden. Hierfür gab es ausgedehnte Spaziergänge auf dem Gelände und Liegekuren auf den Balkonen der Heilstätte. 1950 erhielt die Heilstätte eine eigene Sonderschule, in den 1980er Jahren anstelle der Schulbaracken ein mehrklassiges Schulgebäude.

Nach 1990 als bauhistorisch beachtenswerte Anlage eingestuft, wurden in wenigen Jahren ca. elf Millionen DM für Sanierung, Modernisierung und Medizintechnik investiert, allein zwei Millionen DM für neueste Technik zur Röntgendiagnostik und Laborausstattung. Angesichts der ab 1991 sinkenden Zahl von Einweisungen wurde die Klinik trotz vieler Proteste 1998 geschlossen. Seit 2018 befindet sich das Oblekt im Besitz einer alternativen Lebensgemeinschaft.